Einmal im Jahr begegnen uns auf der Straße Vampire, Skelette, Zombies und andere gruselige Gestalten und wir wissen – es ist Halloween!

Aber woher kommt dieser Brauch? Die meisten von uns gehen davon aus, dass er aus Amerika stammt, aber das ist nicht ganz richtig. Ursprünglich stammt das Fest aus dem europäischen Raum und wurde erst durch die Auswanderung der Iren im 18. und 19. Jahrhundert nach Amerika mitgenommen und dort zu dem Halloween weiterentwickelt, wie wir es heute kennen – „Süßes oder Saures?“

Was bedeutet Halloween?

Beschäftigen wir uns vorerst kurz mit der Onomastik, der Namenkunde. Dazu müssen wir den Namen zuerst einmal zerlegen! Früher wurde Halloween mit Hallowe’en abgekürzt, was im Grunde einfach nur eine Verballhornung von All Hallow Eve’s darstellte. Eve’s wurde ebenfalls abgekürzt und bedeutet ausgeschrieben evening: All Hallow Evening. Auf Deutsch übersetzt bedeutet dies wiederum Allerheiligenabend!

Der Name gibt somit ganz genau das wieder, was Halloween ist: der Abend bzw. die Nacht vor Allerheiligen (All Hallows Day).

Halloween: Totengedenktag und Erntefest
Halloween: Totengedenktag und Erntefest

Halloween ist u.a. auch als Totengedenktag, Schattenfest, Erntefest bzw. -sabbat, Old Hallowmas oder Old Halloween und Samhain bekannt.

Es gibt übrigens eine Ballade über einen halbdämonischen Zauberkönig bzw. Mädchenmörder Hallewijn aus dem Niederländischen (13. Jahrhundert), jedoch konnte bisher noch keine Verbindung zu Halloween festgestellt werden. Aber all das lässt nicht darauf schließen, warum es gefeiert wird oder woher der Brauch stammt!

Der Ursprung

Wie den meisten sicherlich bewusst ist, wurde durch die Christianisierung so manch heidnisches Fest weiterhin gefeiert, aber mit einer christlichen Bedeutung versehen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich dann daraus ein christliches Fest und die heidnische Bedeutung ging verloren. So auch Samhain.

Würden wir nun die Zeit zurückdrehen, um zu den Ursprüngen dieses Festes zu gelangen, so würden wir uns in Irland wiederfinden. Vermutlich würden wir entweder einem großen Feuer als Symbol für die Sonne beiwohnen oder in einem verriegelten Haus sitzen, das von zu Fratzen geschnitzten Rüben, die mit Kerzen vor dem Hause leuchten und böse Geister vertreiben, beschützt wird: Die Nacht der Lebenden und Toten war angebrochen.

In Irland, aber auch auf den anderen britischen Inseln, wurde Samhain (neuirisch Saun‘), in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November gefeiert. Heutzutage heißt das Fest Oíche Shamhna. Noch weiter zurückgehend, wurde das Fest nicht nach dem Sonnenkalender, sondern nach dem Mondkalender festgelegt: immer zum elften Neumond des Jahres. Das Dunkle Samhain wurde auch als kurze Regentschaft der Unterwelt angesehen, bis zur Wintersonnenwende, auch als Yule bekannt, an dem das Licht – im Christlichen Jesus – (wieder)geboren wurde. Samhain, oder auch Samfuin, bedeutete ursprünglich Summer’s End bzw. Tod des Sommers und verkündete somit das Ende des Sommers. 

Samhain - nur ein Tag der Toten?
Samhain – nur ein Tag der Toten?

Samhain läutete auch den irisch-keltischen Jahresbeginn ein, ein Hinweis darauf ist u.a. der erste Monat des keltischen Kalenders von Coligny namens Samonios – also im Prinzip unser heutiges Silvester. Übrigens, manchen Quellen zufolge fand Samhain auch über mehrere Tage und sogar Wochen statt und stellte einen vergänglichen sowie zeitlosen Augenblick dar.

In Wales zählte das Fest zu den „drei Geisternächten“, teir nos ysprydnos, und wurde Nos Calan gaeaf genannt, sozusagen die Nacht des Winteranfangs. Es wird angenommen, dass Allerheiligen und Allerseelen diesen Festen entsprungen sind, da all diese Feste eines gemeinsam haben: das Gedenken der Toten.

Bräuche und Traditionen

Samhain hatte in Irland viele verschiedene festliche Traditionen, die zu erläutern den Rahmen eines Blogartikels leider sprengen würden, daher werden wir uns auf die wichtigsten Bräuche beschränken!

Es heißt, dass der Schleier zwischen dem Dies- und Jenseits in der Nacht von Halloween am dünnsten ist, daher soll es den Lebenden möglich gewesen sein, mit den Verstorbenen Kontakt aufzunehmen. Rituale zur Kontaktaufnahme mit den Verstorbenen wurden genauso angewandt wie auch die Ehrung der Toten. Es wurde – genauso wie heute zu Silvester – gerne orakelt und damit versucht, in die Zukunft zu schauen. Traditionellerweise lässt man beim Abendbrot immer einen Platz am Esstisch für die Ahnen frei.

Ausgehöhlte Rüben schützen vor bösen Geistern
Ausgehöhlte Rüben schützen vor bösen Geistern

Um die rachsüchtigen Geister fern zu halten, schützte man sich, in dem ausgehöhlte Rüben mit Feuer darin aufgestellt wurden. Diese Rübengeister gab es bei uns in Österreich mancherorts schon vor dem Begriff Halloween! Damals wurden bei uns Zuckerrüben ausgehöhlt, Fratzen hineingeschnitzt und Kerzen hineingestellt. Die Kinder zogen daraufhin durch die Dörfer und baten um Gaben, jedoch waren sie zu jener Zeit noch nicht verkleidet. Wobei sich die Iren durchaus teilweise verkleidet haben – zur Tarnung und um die bösen Geister der Anderswelt, Sid, abzuschrecken und zu vertreiben. Samhain war im irisch-keltischen Jahreskreis auch das dritte Erntefest, zu welchem oftmals große Schlachtungen stattfanden. 

Amerika: Die Jack O'Lantern
Amerika: Die Jack O’Lantern

Als der Lichtbrauch nach Amerika kam, wurden anstatt der Rüben Kürbisse verwendet, die irische Legende von Jack O’Lantern wurde ausgebaut. Um 1900 war Halloween leider eine Nacht der Zerstörung, jedoch versuchten einige Organisationen wie z.B. die Pfadfinder, dies einzudämmen. Daraus entwickelte sich um 1930 die „Beggar’s Night“, Bettlernacht, und der Brauch von „trick or treat“ bzw. „Süßes oder Saures“, „Schokolade oder Schabernack“, da Kinder nun anstatt Unfug zu machen, Süßigkeiten einheimsten. 

Weitere Traditionen sind u.a. Kürbisschnitzwettbewerbe, Kürbiswiegen und Verkleiden, aber auch die weniger bekannten Bräuche wie z.B. Apfelschalenwerfen. Apfelschalen werden entweder über die Schulter oder in ein Wasserfass geworfenen und zeigen den ersten Buchstaben des zukünftigen Partners. Eiweiß, welches in Wasser gegossen wird, zeigt, wie viele Kinder man bekommt, und gestreutes Mehl und Korn vom Grab bis nach Hause sollte früher den Verstorbenen den Weg weisen.

Das Fest hat aber natürlich auch kommerzielle Hintergründe. Um den Umsatz zwischen Schulbeginn und Weihnachten zu erhöhen, wurde Halloween in Österreich Anfang der 90er Jahre stark beworben, u.a. erhielten 1997 einige Geschäftsleute in Wien-Döbling ein Flugblatt mit dem Appell: „Hallo Wien – Halloween, Wien beleben in toter Zeit“. Die Geschäfte zogen natürlich mit und der Plan ging auf. Apropos, die Lokalbesitzer des Ma Pitom im Bermuda-Dreieck waren die ersten, die in Wien eine Halloween-Party veranstalteten (1995). 

So düster Halloween auch wirken mag, es fordert uns dazu auf, sich mit den Themen des Loslassens, Abschieds, Trauer und mit dem Tod, aber auch mit der Hoffnung zu beschäftigen. Denn an diesen Tagen Gedenken wir den Verstorbenen, verarbeiten unsere Trauer, aber sollten auch mit Dankbarkeit und in positiver Erinnerung unserer Vorfahren gedenken. Wir begegnen den Toten und werden uns daher über unsere eigene Endlichkeit bewusst, und darüber, wie wichtig es ist, unserem Leben einen Sinn zu verleihen und dafür dankbar zu sein. 

Es ist wichtig – gerade in der heutigen, schnelllebigen Zeit – den Blick nach innen zu wenden, die innere Stille zu umarmen, sich mit der eigenen Seele auseinanderzusetzen, sich geistig weiterzuentwickeln und mit neuer Energie und Hoffnung voran zu gehen. Wir sollten an diesen Tagen Altes loslassen und den Samen für das Neue säen!

blank

Noch nicht genug von schaurigen Geschichten aus der Wiener Innenstadt?

Erkundet mit unserer Rallye „Die schaurige Stadt“ oder dem „Halloween Special“ die gruseligsten Ecken von Wien! Wir freuen uns auf euch.


blank

Text:

Manuela Supan, BA.