Nach einer kleineren Pause geht es wieder mit unserer Folter-Serie weiter! Wir beschäftigen uns heute mit einer der wohl bekanntesten Hinrichtungsmethoden weltweit: mit Verbrennungen auf dem Scheiterhaufen. Bei Hinrichtungen durch den Scheiterhaufen müssen die meisten von euch sicher sofort an Hexenverbrennungen und die Inquisition denken – und tatsächlich, es wurden vorwiegend Frauen verbrannt, aber auch Männer fanden den Feuertod. Die Hexenverbrennungen sind ein großes Thema, welche eines eigenen Blogartikels würdig sind, daher beschäftigen wir uns heute zwar mit Verbrennungen als Hinrichtungsmethode, aber schneiden diese nicht in Bezug auf Hexenverbrennungen an.

Zu Tode „gegrillt“

Verurteilte wurden nicht nur verbrannt, sondern auch zu Tode gekocht*
Verurteilte wurden nicht nur verbrannt, sondern auch zu Tode gekocht*

Einige von euch erinnern sich vielleicht noch an den eisernen Thron, den Messingbullen von Perilaus, der fast immer zum Tode führte, sowie an peinliche Befragungen mit kochendem Wasser und glühenden Eisenspießen, die wir bei den Foltermethoden vorgestellt haben. Jedoch wurden Menschen damit nicht nur gefoltert, sondern auch zu Tode gekocht. Diese Hinrichtungsmethoden fand vor allem im Osten (Indien, China, Japan) weite Verbreitung, wanderten mit der Zeit jedoch auch nach Europa.

Auch Hinrichtungen mittels Bratrostes wurden durchgeführt. Eine der bekanntesten ist wohl die des heiligen Laurentius von Rom, der im Jahr 258 auf einem Bratrost hingerichtet wurde. Ob dies eher in das Reich der Legenden gehört und er stattdessen z.B. enthauptet wurde oder nicht, werden wir wohl nie erfahren.

Fakt ist jedoch, dass der heilige Märtyrer immer mit einem (Brat-)Rost dargestellt wird, der Laurentiussegen als Brandsegen gegen Feuer gilt und der Heilige selbst u.a. der Schutzpatron der Köche, Bierbrauer, Bibliothekaren, Konditoren, Wirte, Glaser und Schüler sowie Studenten ist.

Die Hinrichtung durch Feuer – weitaus älter als man glauben könnte

Jeder Verurteilte sollte durch die Todesstrafe nicht nur für seine Sünden büßen, sondern auch geläutert werden, daher wurde der Feuertod bei besonders ehrlosen Verbrechen, wie z.B. bei Mord und Hexerei, eingesetzt, da die Menschen der Ansicht waren, dass Feuer die stärkste reinigende Kraft inne hatte.

Verbrennungen fanden bereits bei den Babyloniern, Ägyptern, Japanern, Indern, und sogar bei einigen Indianerstämmen in Nordamerika statt, die die Opfer mit Ketten an den Pfahl fesselten. 

Während der römischen Kaiserzeit entwickelte sich wohl der Vorläufer der späteren Verbrennung auf dem Scheiterhaufen: die zum Tode verurteilten wurden meist nackt an einen Pfahl gebunden und mit leicht entzündbarem Harz eingerieben. Danach wurde der Verurteilte in Brand gesteckt und brannte lichterloh, fast vergleichbar mit einer Kerze. In Rom wurden jedoch nicht nur Menschen für ehrlose Verbrechen verbrannt, sondern vor allem Nichtrömer und angehörige unterer sozialer Schichten – diese wurden bereits bei „kleineren“ Straftaten, wie Unruhestiftung oder Ehebruch, auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Die Verbrennungen fanden in Amphitheater statt und dienten wohl ebenfalls der Unterhaltung, genauso wie die Gladiatorenkämpfe. Was für eine grausame Vorstellung! Bei dieser Hinrichtung fallen einem Parallelen zur Kreuzigung auf, nur dass die Opfer zusätzlich verbrannt wurden. 

Bei der Hinrichtung durch Scheiterhaufen wurde der Verurteilte an einen Pfahl gebunden, jedoch nicht mit Harz eingerieben, sondern um ihn herum wurde Holz, Stroh und Reisig aufgeschichtet, danach wurde das Feuer entfacht. Das Gesetz sah unter anderem vor, dass die Opfer vor dem Verbrennen erdrosselt werden sollten, jedoch wurden dennoch viele lebendig und qualvoll verbrannt. Manche Henker mit besonderer Gnade stießen ihnen eine Lanze direkt ins Herz, um ihnen weitere Leiden zu ersparen. Beim Volk waren lebendige Verbrennungen jedoch beliebter, sodass diese Gnade eher selten gewährt wurde…

Die Heilige Jeanne D’Arc

Die Asche des Verurteilten durfte nicht aufbewahrt werden und wurde daher verstreut.

Die Heilige Jeanne D’Arc
Die Heilige Jeanne D’Arc

Ein berühmtes Opfer des Scheiterhaufens ist die Heilige Jeanne D’Arc, auch bekannt als Johanna von Orléans. Genau heute vor 588 Jahren fand sie im Jahr 1431 den Tod durch den Scheiterhaufen. Sie wurde nur 19 Jahre alt! 

Ihre Asche wurde in die Seine gestreut, um unter anderem zu verhindern, sie als Märtyrerin zu verehren und Reliquien zu beherbergen. Diese Mühen waren jedoch erfolglos, denn sie ging als Mythos und Nationalheldin in die Weltgeschichte ein und wurde 1920 heiliggesprochen.

Jeanne D’Arc ist die Schutzpatronin Frankreichs sowie der Telegrafie und des Rundfunks, wobei uns ihre Verbindung zur Telegrafie und zum Rundfunk noch unklar ist… In Erinnerung an sie ist der 30. Mai nicht nur ihr Todes-, sondern auch ihr Gedenktag.

Verbrennungen im Laufe der Zeitgeschichte

Opfer von Verbrennungen wurden unter anderem verfolgte Christen während der römischen Antike, Juden im Mittelalter sowie vermeintliche Hexen in der Neuzeit und vor allem Ketzer. Zu den bekanntesten Hinrichtungsopfern, die den Feuertod starben, zählen unter anderem die bereits erwähnte Jungfrau von Orléans, Jan Hus (1415), ein christlicher Theologe und Reformator, der in Tschechien als Nationalheiliger angesehen wird, Jakob Hutter (1536) und Thomas Cranmer (1556). Leider könnte man diese Liste noch weiter fortführen… Aber nicht nur Menschen fielen dem Feuertod zum Opfer. Bücherverbrennungen dienten der Zerstörung verbotener Schriften und fanden im Laufe der Geschichte immer wieder statt.

Wo genau in Wien Verbrennungen stattgefunden haben, werden wir in einem kommenden Blogartikel erläutern! Der Artikel nächste Woche wird jedoch etwas blutiger und behandelt unter anderem das Rädern und den Blutadler… daher, bleibt gespannt!


*Bildrechte: Dom Augustin Calmet, Dictionary of the Holy Bible (1732) volume II, page 484 (C) Mary Evans Picture Library.


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Text:

Manuela Supan, BA.

Teil des ArchäoNOW-Teams und Studentin der „Urgeschichte und Historischen Archäologie“