Nachdem wir uns letzte Woche mit dem Henker beschäftigt haben, führen wir heute unsere Serie mit den Foltermethoden fort, die sowohl vom Henker als auch vom sogenannten Folterknecht durchgeführt wurden. Nicht alle unsere vorgestellten Methoden sind etwas für zarte Gemüter – Lesen auf eigene Gefahr! Heute werden wir uns mit einigen Foltermoden beschäftigen…
Die Folter vor der Folter
Damit ein Gefangener besser unter Kontrolle gebracht werden konnte, wurden Schergenfangeisen verwendet – mit Stacheln besetzte Eisenringe, die dem Delinquenten um den Hals gelegt wurden. War die Öffnung des Gerätes geschlossen, war der Delinquent seinem Gefängniswärter hilflos ausgeliefert. Auch Hand-, Hals- und Fußeisen, Knebelketten und Handschellen dienten dem Fesseln und Vorführen des Gefangenen.

Die Wahrheit auf der Streckbank
Das Streckbett wurde bereits in der Antike angewandt, so berichtete der griechische Schriftsteller Aristophanes. Auf den ersten Blick sieht das Streckbett wie eine Ruheliege aus. Das Opfer lag auf einem hölzernen Rahmen, über dem Kopf wurden seine Hände zusammengebunden und die Füße wurden mit Gewichten belastet. Über einen Hebel an den Enden der Liege wurden die Stricke, an denen die Extremitäten des Opfers gefesselt wurden, abwechselnd gelockert und wieder angespannt. Im Laufe der Zeit wurde das Streckbett technisch „verbessert“: Verstrebungen kamen zum Einsatz. Durch diese Erneuerung konnte der Beschuldigte in eine für den Folterer angenehmere Position gebracht werden…

In spanischen Anlagen bekam diese Maschine den Namen „Escalera“ oder Leiter. Eine weitere Entwicklung bestand darin, Rollen anstelle von Verstrebungen zu verwenden. So konnten größere Schmerzen verursacht werden.
Die italienische Variante hatte noch einen scharfen Dorn, der sich unter dem Rücken des Opfers befand. Mit dieser Vorrichtung war das Opfer gezwungen, neben den vielen anderen Qualen, auch noch seinen Rücken immer waagrecht zu halten. Diesen Dorn nannte man „La Vegila“ oder „Wachsamkeit“.
Auch in Österreich gab es eine eigene Variante des Streckbettes. Es lehnte gegen die Wand und im Unterschied zu anderen Versionen, wurden hier nur die Arme gestreckt. Durch das betätigen der Maschine wurden die Handgelenke nach oben gedreht bis beide Schultern ausgekugelt waren.
Bevor das Opfer an das Streckbett gebunden wurde, musste es noch eine „freundliche Foltermethode“ über sich ergehen lassen. Dabei wurde der Gefangene in Handfesseln gelegt, die in der Mauer verankert waren. Diese waren etwas höher befestigt, sodass der Gefangene zuerst auf einen Hocker steigen musste. Der Hocker wurde entfernt und der Gefangene hing in einer unangenehmen Position. Zusätzlich konnten die Handfesseln mit einer Schraube enger gestellt werden
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Folter mittels Hängen
Das Pfahlhängen, oder auch „Aufziehen“, ist eine sehr schmerzhafte Foltermethode. Dem Opfer werden die Hände hinter dem Rücken gefesselt, bevor es dann mittels einer Seilwinde hochgezogen wurde. Dabei wurden häufig die Arme ausgekugelt. Bei einer Variante des Pfahlhängens werden an den Füßen zudem Gewichte befestigt, die das Opfer zusätzlich nach unten ziehen.
Bei den Folterknechten war vor allem das „Strappado“ sehr beliebt. Ähnlich wie beim Pfahlhängen wurden hier die Hand- und Fußgelenke gefesselt und mit einem Seil verbunden, das in der Decke befestigt war. Das Opfer konnte nun vom Folterknecht nach Belieben hochgezogen und hängen gelassen werden. Für diese Foltermethode und ihre vielseitigen Varianten gab es feststehende Regeln wie, ob das Opfer mit Gewichten beschwert wird oder wie lange es hängen soll.
Die Opfer waren wehrlos gegenüber psychologischen und physischen Angriffen; viele von ihnen wurden dazu nackt gefoltert.
In der Klemme stecken: die Daumenschrauben

Daumenschrauben waren unter den Folterknechten auch ein beliebtes Werkzeug, da diese klein waren und so in der Handtasche oder in der Hosentasche Platz fanden.
Sie konnten nur für einen Finger, wie die kleinen Daumenschrauben, konstruiert worden sein oder für mehrere; die sogenannte „Doppeldecker“. Eine Ausstattung mit scharfen Stacheln an der Innenseite steigerte die Schmerzen.
Einfache Exemplare, wie die „Pilniewinkies“ oder „Pennywicks“ wurden in Schottland im 14 Jh. eingesetzt. Auf dem europäischen Kontinent wurden diese Geräte bereits früher verwendet, in Form von Stricken, mit denen Finger und Daumen zusammengepresst wurden.
In Italien wurde diese Methode „Sibille“ genannt, nach den Sybillen, die in den klassischen Sagen das Orakel von Delphi bewachten und daher der Wahrheit verpflichtet waren.
Der eiserne Stiefel
Eine weitere antike Methode, die im Mittelalter ein „Comeback“ feierte, ist der „Stiefel“. Dieser Stiefel bestand aus Eisen und umfasste den Fuß und den Unterschenkel des Opfers. Es wurden bis zu 11 Keile aus Eisen oder Holz zwischen Knie und Stiefel geschlagen. Die Haut wurde verletzt und die Knochen zersplitterten.
Eine französische Ableitung war der „Brodequin“. Dieser umfasste beide Beine des Opfers, wobei zwei Bretter die Knie trennten. Auch hier wurden wieder Keile zwischen die beiden Bretter getrieben. Dabei wurden sie immer weiter nach außen gestoßen, wodurch starker Druck auf die Beine des Gefangenen ausgeübt wurde. Zudem wurde der Häftling zusätzlich gefesselt und die Seile schnitten sich tief ins Fleisch. Der „Brodequin“ wurde unter den Namen „Spanischer Stiefel“, „Cashielaw“ oder „Caisse-Loix“ (warmer Schlauch) vorwiegend in Schottland eingesetzt. Einen kleinen Unterschied gab es, denn es wurde nicht mit Keilen gearbeitet, sondern mit Schrauben. Der „Cashielaw“ wurde auch erhitzt. In Spanien wurde eher ein übergroßer, eiserner Stiefel, der mit heißem Wasser oder Öl befüllt wurde, verwendet.
Die Garotte oder Würgeschraube
Bei dieser Foltermethode handelt es sich um eine Vorrichtung, bei der das Opfer an einem Holzpfahl gefesselt und von hinten mit einem Seil gewürgt wurde. In den Anfängen wurde die Schlinge hinter dem Opfer mit einem Stock langsam zugedreht. Später wurde die Schlinge durch ein Metallband ersetzt, an dessen Hinterseite eine Metallschraube bedient wurde. Dabei wurde dem Opfer die Metallschraube ins Genick gedreht. In Spanien wurden Todesurteile bis 1974 unter Francisco Francomit der Garotte vollstreckt.
Bitte Mund aufmachen: Die Mund- oder Folterbirne
Als Mundbirne, oder manchmal auch „Spreizbirne“ genannt, wird ein birnenförmiger Gegenstand aus Metall bezeichnet, der über eine Winde verfügte. Die „Mundbirne“ wurde dem Angeklagten in den Mund gesteckt und auseinandergeschraubt. Sie konnte sogar die Kieferknochen brechen, wenn sie weit genug aufgeschraubt wurde.
Die Birne konnte aber nicht nur in den Mund (oral) eingeführt werden, sondern auch anal (rektal) oder vaginal. Die Innenseite der jeweiligen Körperöffnung wird bei Anwendung unheilbar und meist tödlich verletzt. Die vier spitzen Endungen der Folterbirne schlitzten bei oraler Anwendung die Kehle auf, bei analer die inneren Organe und bei vaginaler verletzen sie die Gebärmutter.
Bei „KetzerInnen“ wurde vermehrt die Oral-Birne angewandt, bei Homosexuellen die Anal-Birne und die Vaginal-Birne kam bei Frauen, die Geschlechtsverkehr mit dem „Teufel“ oder „seinen Verwandten“ hatten, zum Einsatz.
Ihr habt noch nicht genug von den Foltermethoden des „dunklen“ Mittelalters? Für die hart gesottenen unter euch geht es nächste Woche weiter…

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*Bildrechte Streckbank: https://www.staedte-fotos.de/bild/bauwerke~burgen-und-schloesser~deutschland/50921/streckbank-mit-stachelrollen-gespickter-hase-im.html
**Bildrechte Daumenschraube: https://blog.nationalmuseum.ch/2018/05/katharina-von-wattenwyl-die-spionin-des-sonnenkoenigs/daumenschraube/

Text:
Barbara Siemer
Studentin der „Urgeschichte und Historischen Archäologie“